Lean Start Up ist eine Methode, um neue Produkte oder Geschäftsmodelle iterativ, kund*innenzentriert und mit minimalem Ressourcenaufwand zu entwickeln. Die Lean Start Up Methode wurde 2009 von dem Silicon Valley Entrepreneur und Autor Eric Ries entwickelt. Spätestens seit der Veröffentlichung seines Buchs „The Lean Startup” 2011 wird die Methode international erfolgreich angewendet. Sie ist Teil des Lean Management Ansatzes. „Lean“ steht dabei für „schlank“, also für das Erreichen eines Ziels mit möglichst wenig Verschwendung.

„Build, Measure, Learn“ – der Kern der Lean Start Up Methode

Im Zentrum der Lean Start Up Methode steht der sog. „Build, Measure, Learn – Zyklus“, ein Prozess, der aus den drei Phasen „Bauen“, „Messen“ und „Lernen“ besteht. Dabei liegt der Fokus darauf, die Prozess- oder Geschäftsmodellidee zum frühestmöglichen Zeitpunkt mit Kund*innen zu teilen und mithilfe des Feedbacks Änderungen oder Ergänzungen vorzunehmen. So kann der „Worst Case“, auf einen Schlag, ohne Iterationen und unter Verwendung der vollen Ressourcen, ein Produkt oder Geschäftsmodell zu entwickeln, das am Ende keine Marktchance hat vermieden werden. Im Gegensatz zu klassischen Entwicklungs- und Projektmanagement Methoden folgt Lean Start Up damit einem agilen Ansatz. Statt lange im Voraus zu planen und ein perfektes Produkt bzw. ein perfektes Geschäftsmodell auf den Markt bringen zu wollen, wird der Prozess bei der Lean Start Up Methode iterativ und nach dem Motto „Learning by doing“ durchlaufen.

Schritt 1: Bauen des MVP mit der Lean Start Up Methode

Im ersten Schritt des Lean Start Up Zyklus wird die Produkt- oder Geschäftsmodellidee umgesetzt. Die größte Herausforderung ist es, nicht zu viel zu bauen. Für die effiziente Verwendung von Ressourcen sollte das Produkt bzw. das Geschäftsmodell genau so viel bieten, wie der Kunde benötigt. Die Methode schlägt daher vor, ein sog. „Minimum Viable Product“ (MVP) zu erstellen. Das bedeutet etwa so viel wie „kleinstmöglich realisierbares Produkt“ und steht für die Strategie mit einer Produktversion auf den Markt zu gehen, die so simpel wie möglich, aber ausgereift genug ist, dass das Produkt erlebbar ist und die Kund*innen sich eine Meinung dazu bilden können.

Der Fokus auf eine minimale Version fällt Teams häufig schwer. Besonders dann, wenn viel Zeit und Leidenschaft in das eigene Produkt oder Geschäftsmodell geflossen ist.  Als Richtwert lässt sich sagen, dass wenn ihr viele Sätze braucht, um euer Produkt zu erklären, euer Test zu komplex ist. Wie ein MVP aussehen kann, könnt ihr in unserem Artikel „Prototypen“ lesen.

Schritt 2: Messen des Feedbacks

Mit dem MVP wird im nächsten Schritt der Lean Start Up Methode das Feedback von den Kund*innen gesammelt. Hier können Rückschlüsse zum Produkt bzw. dem Geschäftsmodell generell, zu einzelnen Features sowie zu weiteren Aspekten, wie beispielsweise der Zielgruppe und der Customer Journey gezogen werden.

Bereitet dazu Feedbackbögen vor. Fragt euch im Team vorher, was ihr genau mit dem Test herausfinden wollt. Wollt ihr Feedback zum Preis, zur Bedienbarkeit oder wozu genau? Füllt nach jedem Test einen Feedbackbogen aus. So vergesst ihr keine Erkenntnisse. Eure Kund*innen können das Feedback auch selbst geben. Dazu könnt ihr z.B. Bewertungsskalen nutzen.

Schritt 3: Lernen durch die Lean Startup Methode

Die Messung mithilfe des MVP gibt echte Erkenntnisse darüber, wie man das Produkt oder das Geschäftsmodell verändern muss, um am Markt erfolgreich zu sein. Dieses Wissen kann genutzt werden, um das aktuelle MVP gezielt zu überarbeiten.

Die Phase Lernen ist besonders wichtig. Schließt keine Iteration ab, ohne Maßnahmen für euch abgeleitet zu haben. Wertet das Feedback aus, diskutiert im Team darüber und arbeitet ggf. Feedback ein. Nur so könnt ihr ein Produkt oder Geschäftsmodell präzise entwickeln.

Mit Abschluss der „Lern“-Phase befindet ihr euch wieder im ersten Schritt des Lean Start Up Zyklus und erstellt ein neues, weiterentwickeltes MVP, das dann wieder vom Kund*innen bewertet wird, usw. So ergibt sich ein iteratives Vorgehen, mit dem ressourcenschonend ein Produkt bzw. Geschäftsmodell entwickelt wird, das genau die Bedürfnisse des Markts trifft.

Für wen ist die Lean Start Up Methode geeignet?

Wie der Name der Methode schon verrät, ist sie natürlich für Start Ups bzw. Gründer*innen geeignet, die bereits eine Produkt- oder Geschäftsmodellidee haben und sich damit am Markt etablieren wollen. Wir empfehlen euch gerade als Gründer*in einen Lean Start Up Ansatz zu wählen, da Ressourcen gerade zu Beginn oft sehr knapp sind. Häufig hängt die ganze Unternehmung am Erfolg des ersten Produkts oder Geschäftsmodells. Aber auch immer mehr mittelständische und große Unternehmen setzen auf die Lean Start Up Methode. Die Methode hilft auch hier, Misserfolge zu verhindern.

Sicherlich hängt es auch vom Produkt ab, inwieweit der Lean Start Up Ansatz zur Anwendung kommen kann. So ist es z.B. deutlich einfacher ein Softwareprodukt mit einem MVP Ansatz zu entwickeln als ein Fahrzeug. Gerade komplexe Produkte müssen in Teilbereiche heruntergebrochen werden, um sie mit der Methode zu testen. Jede*r kann sich von der Lean Start Up Methode inspirieren lassen, indem man die Entwicklung von Produkten und Konzepten vom frühesten Stadium an für Kund*innenfeedback öffnet und auch ein noch nicht perfekten Produkt bzw. Geschäftsmodell auf den Markt bringt. Das damit zusammenhängende Mindset der Lean Start Up Methode, frühes Scheitern nicht als Misserfolg, sondern als Chance für ein erfolgreiches Produkt zu sehen, hilft definitiv bei der Entwicklung eines Produkts oder Geschäftsmodells.

Übrigens…

Die Lean Start Up Methode lässt sich sehr gut mit den Methoden des Design Thinking und Scrum kombinieren. Dabei ist der Design Thinking Prozess optimal dafür geeignet, systematisch und problemorientiert Ideen zu entwickeln. Scrum bietet hierbei einen tiefergehenden Ansatz, um die Build Phase von Lean Start Up zu strukturieren und das Produkt kontinuierlich weiterzuentwickeln.