Mein eigener Weg zu nativDigital war ein langer – und lohnenswerter. Nach meiner Arbeit in unterschiedlichen Tech-Unternehmen hatte ich mir bewusst ein halbes Jahr Zeit genommen. Ich wollte ein Unternehmen finden, das nicht nur meine Vision von einer besseren Arbeitswelt teilt. Ich wollte ein Unternehmen, in dem ich mich mit meiner Persönlichkeit voll und ganz einbringen kann. Eine Umgebung mit einem hohen Maß an psychologischer Sicherheit sozusagen.

Was ist psychologische Sicherheit?

Psychologische Sicherheit ist das Maß an Vertrauen in einer Gruppe, das es braucht, um Fehler zu machen, Meinungen sowie Feedback offen anzusprechen und Verletzlichkeit zeigen zu können, ohne von eurem Team dafür beurteilt zu werden. So könnt ihr euch in eurem Team mit allen Stärken, Schwächen und Facetten eurer Persönlichkeit einbringen. Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, lest gerne unseren Blogartikel Feedbackkultur.

Was uns in Bezug auf unserer physischen Verfassung als Selbstverständlichkeit erscheint, haben die meisten Unternehmen in Bezug auf unser psychologisches Wohlbefinden noch nicht einmal auf der Agenda. Das trotz steigender Zahlen von Menschen mit Burn-out, stressbedingten Krankheiten und anderen auf psychologische Belastungen zurückzuführende körperliche sowie seelische Leiden.

Warum ist psychologische Sicherheit wichtig?

Welchen Stellenwert psychologische Sicherheit in unserer Arbeitswelt bisher hat, erkennt ihr daran, dass sich fast jeder Artikel dazu im Internet auf eine einzige Quelle beruft. Hierbei handelt es sich um eine Google Studie aus dem Jahr 2015, die untersucht hat, was die Grundlagen für effektive Teamarbeit sind. Noch vor Zuverlässigkeit, Teamstruktur, Bedeutsamkeit der eigenen Arbeit sowie Sinn der gemeinsamen Zusammenarbeit findet ihr dort psychologische Sicherheit als wichtigste Grundlage für Teamerfolg und effektive Zusammenarbeit.

Eigenschaften effektiver Teams 

1) 💕 Psychologische Sicherheit

2) 📅 Zuverlässigkeit

3) 📃Struktur und Klarheit

4) 📢 Bedeutsamkeit

5) ✨ Sinnhaftigkeit

Quelle: Google, 2015 (https://rework.withgoogle.com/blog/five-keys-to-a-successful-google-team/)

Wir bei nativDigital glauben sogar, dass psychologische Sicherheit noch weit mehr ist, als die Grundlage für erfolgreiche Zusammenarbeit. Für uns ist sie eine der wichtigsten Bedingungen euren Job mit all euren Stärken und Herausforderungen mit Freunden auszuüben. Ebenso ist es wichtig, physisch sowie mental gesund zu bleiben.

In zu vielen Unternehmen stehen immer noch Leistungsdruck und politische Grabenkämpfe um die nächste Beförderung oben auf der Agenda. Dabei kommt das Bestreben eine Umgebung zu schaffen, in der jede*r Mitarbeiter*in die eigenen Stärken bestmöglich einbringen und somit auch zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens beitragen kann, zu kurz. Die Folge davon sind nicht nur unzufriedene, kranke Mitarbeiter*innen und ungenutzte individuelle Potenziale, sondern auch das Gefühl als Organisation nicht an einem Strang zu ziehen.

Woher kommt psychologische Sicherheit: Set & Setting

In unserer heutigen, von so viel Unsicherheit geprägten VUCA-Welt, spielt psychologische Sicherheit für uns alle eine sogar noch viel wichtigere Rolle als früher. Doch woher kommt sie?

Ganz offensichtlich spielt natürlich das „Setting“, also euer Arbeitsumfeld, eine große Rolle. Von den Arbeitszeiten, über das Maß an Verantwortung, das wir übernehmen möchten, bis hin zu einer offenen und transparenten Kommunikation haben wir alle individuelle Bedürfnisse an unsere Umgebung. Gemeinsam haben wir jedoch, dass wir alle ein (unterschiedlich ausgeprägtes) Bedürfnis nach Sicherheit, aber auch Veränderung haben. Euer Umfeld sollte euch also Bedingungen bieten, unter denen ihr und euer Team offen eure Bedürfnisse, Ideen und Sorgen austauschen könnt.

Allerdings spielen nicht nur die äußeren Rahmenbedingungen eine große Rolle. Auch die im Inneren sind relevant: das „Set“, also euer eigener Bewusstseinszustand.  In eurem Job seid ihr immer auf die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen und Persönlichkeitstypen angewiesen. Hier kann es auch unter den besten äußeren Rahmenbedingungen immer wieder zu Konflikten mit anderen oder sogar euch selbst kommen. Umso wichtiger ist es für euch zu reflektieren, wie ihr euch selbst stärken könnt, um mit mehr Empathie und Selbstbewusstsein mit euren individuellen Herausforderungen umzugehen.

Das Setting: Was könnt ihr als Team tun?

Wir bei nativDigital glauben, dass jeder bei uns im Team den größten Beitrag leisten kann. Für uns selber haben wir daher die folgenden Punkte identifiziert, die wir auch euch gerne ans Herz legen würden:

Bereits im Bewerbungsprozess ermöglichen wir Interessent*innen in persönlichen Gesprächen einen Einblick in unsere Denk- und Arbeitsweisen. So können Bewerber*innen besser beurteilen, ob sie bei uns ein Setting finden werden, das ihren persönlichen Bedürfnissen entspricht.

Neue Mitarbeiter*innen durchlaufen einen mehrmonatigen Onboarding-Prozess. Hier können sie selbst rausfinden, mit welchen Themen sie sich in Zukunft gerne beschäftigen möchten. Dies hilft ihnen dabei zu beurteilen, wie sie sich im Unternehmen einbringen und Erfolgserlebnisse kreieren können.

Wir schaffen früh Transparenz über unsere individuellen und kollektiven Werte, zum Beispiel durch die Methode der 9 Levels. Dies hilft uns dabei die eigene Motivation sowie die der anderen Teammitglieder besser zu verstehen und zu reflektieren, was wir alle als Team bewegen möchten.

Wir arbeiten nicht mit festen Positionen, sondern mit variablen Rollen, die uns dabei unterstützen, uns in unseren Stärken und Interessen entsprechenden Funktionen zu entwickeln oder Rollen abzugeben, die wir nicht mehr brauchen oder uns nicht mehr erfüllen. Das bedeutet auch, dass wir alle ein hohes Maß an Verantwortung und Entscheidungsfreiheit haben und somit das Gefühl, die Zukunft unseres Unternehmens mitzugestalten.

Wir haben für uns verschiedene Meeting-Formate etabliert, um sowohl über kognitive als auch emotionale Themen zu sprechen. Durch regelmäßige Retrospektiven und andere Formate versuchen wir einen passenden Raum zu schaffen, in dem wir Spannungen und Veränderungswünsche artikulieren und Transparenz über alle wichtigen Themen schaffen können.

Obwohl wir als Begleiter*innen für die neue Arbeitswelt Expert*innen für die Einführung neuer Methoden und Tools sind, akzeptieren wir, dass unsere eigenen Methoden, Tools und Meeting-Formate nicht in Stein gemeißelt sind:
Wir versuchen uns laufend an die Bedürfnisse des Teams anzupassen. Die Unsicherheit in unserer Arbeit mit dem Bewusstsein zu begegnen, dass auch wir und unsere Arbeitsweisen sich in einem laufenden Prozess der Veränderung befinden.

Last but not least: Gute Kundenbeziehungen und langfristige Projekte ermöglichen uns eine gewisse finanzielle Sicherheit und Planungsfreiheit. Diese drücken sich in einer fairen Bezahlung und bestmöglichen Work-Life-Integration.  SIe geben uns somit auch in anderen Lebensbereichen mehr Sicherheit.

Das Set: Was könnt ihr als Einzelne*r tun?

Wie ihr selbst psychologische Sicherheit wahrnehmt, hängt nicht nur mit dem Setting eurer Arbeitsumgebung, sondern auch mit euch selbst zusammen. Wie ihr euch vorstellen könnt, gibt es hier unzählige Methoden. Zum Beispiel Sport, gesunde soziale Beziehungen oder einen Coach. Diese können euch dabei unterstützen, mehr Resilienz und Gelassenheit in eurer aktuellen individuellen Lebenssituation aufzubauen.

Ruft euch immer wieder ins Bewusstsein, dass wir alle eine unterschiedliche Vorstellung von Sicherheit und Veränderung haben.

Durch unsere Sozialisierung in einer stark egozentrierten Gesellschaft setzen wir unser eigenes Bedürfnis nach Sicherheit und Veränderung oft unbewusst als die Norm voraus. Was uns auf der einen Seite Orientierung gibt, kann uns gleichzeitig sehr viel Kraft kosten. Da wir andere ständig an dieser Norm messen, dadurch Widerstand gegen andere Denk- und Verhaltensmuster in uns aufbauen und innerlich dagegen ankämpfen.

Versucht euch mit eurem Team regelmäßig in Erinnerung zu rufen, dass die Anderen vielleicht ein anderes Bedürfnis nach Sicherheit haben. Ebenso können andere Teammitglieder einen unterschiedlichen Umgang mit Veränderungen in eurer Organisation besitzen. Also euer Ideal von persönlicher Entwicklung und Arbeitsorganisation im Team kann immer nur ein persönliches sein.

Fazit

Leider findet das Thema psychologische Sicherheit in den meisten Unternehmen nach wie vor zu wenig Beachtung. Deshalb solltet ihr für euch Räume und regelmäßige Formate schaffen, in denen sich Mitarbeiter*innen offen und ehrlich mitteilen können. Auch wenn es zunächst ungewohnt erscheint: Artikuliert eure eigenen persönlichen Bedürfnisse. Nur so kann euer Team verstehen, was euch antreibt oder ausbremst. So könnt ihr herausfinden, was für eine gute und harmonische Zusammenarbeit benötigt wird.

Ihr könnt auch einen großen Beitrag zu eurer eigenen psychologischen Sicherheit leisten. Am Besten versucht ihr euch ins Bewusstsein zu rufen, dass wir alle unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse haben. Ihr solltet euch somit mehr Verständnis für andere sowie Resilienz für euch selbst aufbauen.

Denn New Work bedeutet nicht nur die Einführung neuer Kollaborationsmethoden und agiler Tools, sondern vor allem die Kunst ein Umfeld aufzubauen, in dem unsere unterschiedlichen Arbeits- und Denkweisen sich kreativ ergänzen und gemeinsam eine für alle bessere Arbeitswelt schaffen können.