In modernen Organisationsformen, wie Holacracy und der Selbstorganisation, ist das rollenbasierte Arbeiten ein fester Bestandteil. Bei diesem Bestandteil der Organisationsformen hängen Aufgaben und Verantwortlichkeiten an Rollen, statt sie direkt an Mitarbeiter*innen zu vergeben. Wie genau das funktioniert und warum es sich lohnt die Arbeitsweise auszuprobieren, erklären wir euch in diesem Beitrag.
Definition rollenbasiertes Arbeiten
In klassischen Organisationsformen werden Aufgaben und Verantwortlichkeiten mithilfe von starren Positionen/Stellenbeschreibungen und Hierarchien verteilt. Das rollenbasierte Arbeiten sieht vor, für alle Aufgaben, die z.B. innerhalb eines Teams oder einer gesamten Organisation anfallen, Rollen zu schaffen. Eine Rolle sollte immer in einem einheitlichen Format formuliert sein. Ihr könnt eure Rollen z.B. mithilfe folgender Aspekte beschreiben:
Ein konkretes Beispiel für eine Rollenbeschreibung findet ihr in unserem Beitrag zum Thema Holacracy.
Eine Rolle kann von mehreren Personen übernommen werden und eine Person kann mehrere Rolle innehaben. Im ersten Fall sollte zwischen den Rolleninhaber*innen klar definiert sein, wie die Zuständigkeit aufgeteilt ist. Die Person, die eine Rolle übernimmt, ist nicht nur für das bloße Erledigen der Aufgaben zuständig. An eine Rolle ist nämlich auch immer Verantwortung geknüpft. Der*die Rolleninhaber*in ist also dafür verantwortlich, die Aufgaben bestmöglich zu erledigt und trifft die dafür notwendigen Entscheidungen selbstständig.
Wie entsteht eine Rolle?
Rollen sind, im Gegensatz zu festen Stellenbeschreibungen, ein fluides Konstrukt. Sie bilden in ihrer Gesamtheit zu jedem Zeitpunkt das ab, was man tatsächlich braucht und tun soll. Eine neue Rolle schafft man also aus einem konkreten Bedarf. Stellt ihr also fest, dass es Aufgaben gibt, die noch keiner Rolle fest zugeordnet sind, könnt ihr dafür eine neue Rolle schaffen. Das solltet ihr natürlich nur dann tun, wenn diese nicht bereits sinnvoll einer bereits existierenden Rolle zugeordnet werden kann. Eine neue Rolle schaffen könnte z.B. sinnvoll sein, wenn ihr einen neuen Markt erschließen oder euer Geschäftsmodell erweitern wollt. Auch aus Spannungen heraus können sich neue Rollen ergeben. Ist die Kommunikation innerhalb eures Teams nicht so, wie ihr es euch wünscht, dann erschafft eine neue Rolle. Diese könnte beispielsweise „Kommunikationsbeauftrage*r“ heißen und sicherstellen, dass sich dieser Spannung angenommen wird. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, eine Rolle in zwei aufzusplitten, wenn der Verantwortungsbereich einer Rolle zu groß geworden ist.
Tipp: Für die Formulierung von Rollen gilt “So konkret wie nötig, so frei wie möglich.”. Eure Rollenprofile solltet ihr so detailliert und eindeutig ausgestaltet haben, dass für alle ganz klar und transparent ist, was der Zuständigkeits- und Aufgabenbereich der jeweiligen Rolle ist. Außerdem sollten alle Aufgaben, die bei euch anfallen, in Rollen verankert sein. Eine zu enge Definition von Rollen schränkt die Rolleninhaber*innen ggf. ein. Eine Rolle soll einen konkreten Rahmen bieten, der durchaus auf Aufgabenebene beschrieben werden sollte. Innerhalb dieses Rahmens sollten sich Rolleninhaber*innen dann aber frei bewegen und Entscheidungen im Sinne des Purpose der Rolle treffen können.
Der Lebenszyklus einer Rolle
Rollen bestehen nur so lange, wie ihr sie braucht. Wenn ihr merkt, dass ihr die Rolle nicht mehr benötigt, dann könnt ihr sie abschaffen. Auch beim Anpassen von Rollen solltet ihr flexibel sein. Die Rollen sollen euch dabei helfen, Transparenz in Aufgaben und Verantwortungsbereiche zu bringen. Da sich diese in unserer heutigen volatilen VUCA Welt häufig ändern, müssen auch eure Rollen angepasst werden können, sodass sie immer das aktuelle Geschehen widerspiegeln. Die Verantwortung dafür liegt bei dem*der Rolleninhaber*in. Es gilt regelmäßig zu hinterfragen, ob das aktuelle Rollenprofil dem Purpose der Rolle gerecht wird. Damit verbunden ist die Frage, ob die Rolle wiederum zu den Zielen und dem Purpose des Teams bzw. der gesamten Organisation positiv beiträgt.
Mehrwert des Rollenbasierten Arbeitens
Jetzt könnte man sich fragen, was denn jetzt die große Innovation vom rollenbasierten Arbeiten ist, außer der Bezeichnung von Stellen als Rollen. Der Mehrwert wird im Vergleich deutlich. Denn wenn man das Konzept des rollenbasierten Arbeitens mal weiterdenkt, mit allem, was dazu gehört, erkennt man das volle Potenzial.
Einführung von Rollen
Wenn ihr bei euch im Unternehmen Rollen einführen wollt, sollte eure Unternehmenskultur einen gewissen Grad an selbstorganisiertem Arbeiten erlauben. Nur so bringt ihr die oben beschriebenen Potenziale vollständig hervor. Vor allem sollten die Rolleninhaber*innen in der Lage sein, bestimmte Aufgaben zu erledigen oder für diese befähigt zu werden. Dies gilt z.B. beim Übernehmen von Verantwortung, treffen von Entscheidungen oder der aktiven Ausgestaltung von Rollen.
Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und die Rollen aktiv auszugestalten. Lasst Mitarbeiter*innen in einer Umstellungsphase von sehr klassischen und hierarchischen Strukturen hin zum rollenbasierten Arbeiten nicht alleine mit diesen Themen. Das kann zu Überforderung führen oder schlimmstenfalls euer Vorhaben scheitern lassen.
Um eure Rollen initial zu definieren, empfehlen wir euch, alle Aufgaben und Tätigkeiten zu sammeln, die ihr zum aktuellen Zeitpunkt schon ausübt. In dem Zuge lohnt es sich einmal zu hinterfragen, ob all diese Aufgaben auch zum Unternehmensziel und/oder Purpose beitragen. Solche, die es nicht tun, solltet ihr dann ggf. streichen, auslagern oder, wenn möglich automatisieren. Im nächsten Schritt sammelt ihr die Aufgaben, die ihr zusätzlich braucht, um eure Ziele zu erreichen und eure Zusammenarbeit bestmöglich zu gestalten. Vergesst außerdem nicht Dinge zu sammeln, die euch motivieren und Spaß machen. Dabei helfen und wichtig zur Stärkung eurer Unternehmenskultur sind z.B. gemeinsame Aktivitäten, Teambuildings, etc. Diese Sammlung an Aufgaben clustert ihr dann sinnvoll, sodass sich daraus einzelne Rollen ergeben.
Um eure Rollen stärkenbasiert zu besetzen, empfehlen wir euch, dass ihr euch die Zeit nehmt, Stärkenprofile aller Mitarbeiter*innen zu entwickeln. Bei der Besetzung von Rollen solltet ihr außerdem die Wünsche, Bedürfnisse und Entwicklungsbereiche der Mitarbeiter*innen beachten. Generell solltet ihr niemandem eine Rolle aufzwingen. Die Verteilung von Rollen solltet ihr nach dem „Pull-Prinzip“ durchführen. Mitarbeiter*innen nehmen sich nach diesem Prinzip also die Rollen – mit Kenntnis ihrer Stärken – statt sie zugeteilt zu bekommen.
Unsere Erfahrungen
Wir haben im Zuge der Einführung des rollenbasierten Arbeitens einige Erfahrungen gemacht, die wir gerne mit euch teilen möchten.
Fazit
Im Vergleich zur oben beschriebenen „klassischen“ Beschreibung einer Rolle, haben wir aus diesen Gründen diese noch um einige Punkte ergänzt. Das haben wir hier einmal exemplarisch für euch dargestellt:

Das rollenbasierte Arbeiten hat viele Vorteile und kann sowohl für das Unternehmen als auch für Mitarbeiter*innen vieles zum Besseren wenden. Wir haben festgestellt, dass die Einführung von Rollen aber auch viele Herausforderungen mit sich bringt. Die konsequente und detaillierte Definition von Rollen ist essenziell, um Klarheit über Verantwortungsbereiche herzustellen. Das rollenbasierte Arbeiten bedeutet eine große Umstellung, wenn ihr aus einer klassischen Organisationsform kommt. Bewertet für euch gewissenhaft, ob dieses Modell zu euch passt und umsetzbar ist. Gerade in größeren Unternehmen kann das schwierig bis unmöglich sein. Stellt euch darauf ein, dass die Umstellungsphase herausfordernd wird und ihr vielleicht ein paar Iterationen gehen müsst, bis ihr euer Optimum gefunden habt. Wir wünschen euch viel Freude und Erfolg beim Ausprobieren des rollenbasierten Arbeitens und freuen uns, von euren Erfahrungen zu hören!