Nachdem in Phase vier des Design Thinking Prozesses Ideen generiert und in Phase fünf durch die Entwicklung eines Prototyps greifbar gemacht werden, wird in der sechsten Phase des Design Thinking Prozesses der Prototyp getestet. Eine Möglichkeit zum Testing des Prototyps ist die Testing Sheet Methode.
Die Bedeutung von Testing im Design Thinking Prozess
Der Test eines Prototyps erfolgt in der Regel in Interaktion mit potentiellen Nutzer*innen. So erhalten wir in dieser Phase des Design Thinking Prozesses nicht nur Feedback zum Prototyp, sondern schärfen auch nochmals unsere Sicht auf das initiale Problem und Anforderungen der Nutzer*innen. Die Testing Sheet Methode hilft euch dabei zu prüfen, ob eure bisherigen Annahmen und Hypothesen über Nutzergruppe und Funktionalitäten richtig sind.
Vorbereitung für das Testing mit der Testing Sheet Methode
Zur Durchführung benötigtes Material:
Plant für das Testing genügend Zeit ein. Die benötigte Zeit variiert, je nachdem wie komplex euer Prototyp ist. Nehmt euch mindestens 10-30 Minuten Zeit für den Test eines niedrig auflösenden Prototypen. Mit höherem Detailierungsgrad, wie beispielsweise einer starken Komplexität des Produkts oder einer Vielzahl an Features, solltet ihr die Testdauer verlängern. So gebt ihr den Tester*innen genügend Zeit, um sich intensiv mit dem Prototypen zu beschäftigen. Überlegt euch, wo getestet werden kann. Am besten ist es, den Test im Kontext der Problemstellung vor Ort beim Nutzer durchzuführen. Zur guten Vorbereitung gehört es auch, die Testkriterien vor dem Test zu definieren.
Testkriterien sind die Kriterien, die erfüllt sein müssen, um eine These als verifiziert zu betrachten.
Überlegt unbedingt was das für euren Prototyp bedeutet. Für eine Software kann ein solches Kriterium beispielsweise die Anforderung einer intuitiven Nutzeroberfläche sein, die ermöglicht, dass Nutzer*innen nach anfänglicher Erklärung der Software diese problemlos nutzen können. Zeigt der Test, dass die Nutzeroberfläche intuitiv nutzbar ist, so ist dieses Feature des Prototyps bestätigt und muss nicht weiter verbessert werden. Ist dieses Kriterium nicht erfüllt, so sollte der Prototyp darauf hin verbessert werden.
Wie sieht ein Testing Sheet aus?
Das Testing Sheet dient der Dokumentation aller Erkenntnisse aus dem Testing. Auf dem Testing Sheet solltet ihr zunächst nachhalten welches Testszenario ihr für den Test des Prototyps wählt. Eine kurze Beschreibung hilft später nochmal die genaue Testsituation zu rekapitulieren und gegebenenfalls bei dem Test eines verbesserten Prototyps zu reproduzieren. Des Weiteren solltet ihr vor Beginn Hinweise zu Ablauf, Rollen und rollenspezifische Fragen aufschreiben, die ihr den Teilnehmer*innen am Ende des Testings stellen wollt. Zusätzlich gibt es einen Bereich, in dem die Testergebnisse nachgehalten werden sollten. Auffälligkeiten und Hergang des Testings könnt ihr dort dokumentieren und auch die Learnings aus dem Testing könnt ihr an dieser Stelle festhalten.
Wie funktioniert die Testing Sheet Methode?
Die Durchführung eines Testings unter Nutzung der Testing Sheet Methode empfiehlt sich in Zusammenarbeit mit zwei bis drei Kolleg*innen . So kann eine Person Erkenntnisse dokumentieren, während eine andere Person den Test durchführt. Eine dritte Person kann die Tester*innen beobachten und ihre Eindrücke später mit den anderen beiden Testleiter*innen besprechen.
Alle potentiellen Nutzer*innen sind interessant. Im besten Fall habt ihr in den vorangegangenen Phasen des Design Thinking Prozess Personas entwickelt für die euer Prototyp interessant sein könnte. Dieses Personas sollten sich in der Auswahl der Tester widerspiegeln. Doch es ist nicht immer leicht, diese auch zu finden und zum Testen einzuladen. Manchmal könnt ihr auch eine Art Rollenspiel nutzen, bei dem ihr den Tester*innen eine Rolle und eine konkrete Mission gebt, nach denen sie den Prototyp testen sollen. Hierbei versetzt sich eine Person in die Lage einer Persona und benutzt das Produkt anhand der Eigenschaften. Dadurch lässt sich die Grundempathie gegenüber der Lösungsidee testen, was wiederum dafür sorgen kann, neue Ideen zu generieren oder den Prototypen anzupassen.
Zum Abschluss sollte die Moderation unbedingt noch einmal explizit nach Feedback fragen. Ehrliches Feedback ist sehr wertvoll und ist die Grundlage für weitere Entscheidungen über die Weiterentwicklung des Prototyps.
Wie kann man das Feedback nutzen?
Dokumentiert den Test mit Fotos oder noch besser Kurzvideos der wichtigsten Statements. Die wichtigsten Erkenntnisse und Learnings sollten direkt im Nachgang der Testdurchführung von der Testleitung zusammengefasst werden. So lässt sich jederzeit auch für Mitarbeiter*innen die nicht bei der Testing Sheet Methode anwesend waren nachvollziehen, weshalb eine Überarbeitung des Prototyps oder die Aufnahme neuer Features notwendig ist oder welche Features Kund*innen besonders geschätzt haben.
Worauf ihr achten solltet
Versucht die Teilnehmer des Tests nicht im Vorhinein durch unvorsichtige Statements oder sehr überzeugtes Auftreten in ihrer Meinung zu beeinflussen. Seid ihr besonders überzeugt von eurem Prototypen tendieren auch die Testteilnehmer*innen dazu eure Ansichten zu teilen. Schließlich seid ihr Expert*innen in diesem Bereich und eure Meinung beeinflusst nun mal andere Menschen. Daher empfehlen wir eine vorsichtige und wertungsfreie Kommunikation mit den Testteilnehmer*innen um ein möglichst ehrliches Feedback zu erhalten.